




Einsatzgruppenversorger BERLIN A 1411

Alles über die Einsatzgruppenversorger BERLIN und FRANKFURT AM MAIN
Einsatzgruppenversorger BERLIN am 14.August 2000 auf Erprobungsfahrt in der Holtenauer Schleuse.
Im November dieses Jahres ist der Indienststellung des ersten Einsatzgruppenversorgers der Klasse 702 geplant. Bis dahin war es eine lange Strecke. Probelandungen von Marinehubschraubern der Typen SEA KING und SEA LYNX, Maschinenerprobungen und vieles mehr. Erster Schritt auf dem Weg zur Indienststellung war der Werkstattbeginn bei der Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG) im September 1998. Es folgten die Kiellegung der BERLIN im Januar 1999 und der Stapellauf im April letzten Jahres. Vorläufig letzter Höhepunkt war die Probefahrt am 14. August mit einem Ausflug in die Ostsee.
Hauptaufgabe des EGV, so das allgemein gängige Kürzel für das größte Schiff der Marine, ist die unmittelbare Unterstützung / Versorgung einer Einsatz-/Kampfgruppe. Diese setzt sich aufgabenorientiert aus unterschiedlichen Seekriegsmitteln wie z.B. Zerstörern und Fregatten, die je nach Lage durch Schnellboote, Minensucher oder auch U-Boote unterstützt werden, zusammen. Durch die Unterstützungsleistungen des EGV kann die auf 21 Seetage beschränkte Seeausdauer der Einsatzgruppe auf bis zu 45 Tage ausgedehnt werden.
Der EGV der Klasse 702 kann je nach Typ bis zu zwei Hubschrauber unterbringen und deren Betrieb sicherstellen. Außerdem fällt dem EGV mit der Anbordnahme eines containerisierten Marine - Einsatz - Rettungszentrums (MERZ) eine wichtige Aufgabe zur Schließung der Lücke in der präklinischen Verwundetenversorgung zu. Die Ärzte und Sanitäter können in diesen Containern bis zu 50 Verwundete gleichzeitig versorgen.
Der EGV übernimmt zukünftig als integraler Bestandteil einer Einsatzgruppe in der Rolle AOR (internationale Typenbezeichnung) die Versorgungsbereich A=Ammunition / Munition, O=Oil / Kraftstoff, R=Replenishment / Versorgung. Diese drei Bereiche werden bisher von bis zu drei verschiedenen Einheiten durchgeführt. Auch die Entsorgung der Einsatzgruppe von Abwasser und Müll durch den EGV ist sichergestellt.
Den internationalen Umweltbestimmungen entsprechend wird der EGV in Doppelhüllenbauweise gebaut. Die Marine hat einen Bedarf von vier Einsatzgruppenversorgern. In einem ersten Los ist die Beschaffung von zwei Einheiten mit einem Volumen von 572,5 Mio. DM unter Vertrag. Hauptauftragnehmer für das Projekt ist die Arbeitsgemeinschaft EGV 702, bestehend aus der Friedrich Lürssen Werft und der FSG.
Die Beschaffung eines zweiten Loses, bestehend aus den Einheiten drei und vier ist für die Zeit nach 2010 geplant. Das Investitionsvolumen beträgt 600 Mio. DM.
Die folgenden Bilder zeigen den Bau der BERLIN in der Flensburger Schiffsbauwerft und die Probefahrt nach Norwegen.
Größe der Bilder : 1000 x 750 Pixel ; Abweichungen gering möglich

Bei den Bildern der blitzsauberen neuen Maschinenräumen, fallen einem sofort die verschiedenen farblichen Rohrleitungsbanderolen ins Auge. Diese dienen der besseren Verfolgung und Unterscheidung der einzelnen Rohrleitungssystheme. Ein Blick des Maschinenpersonals auf eines dieser Banderolen zeigt ihm, um welches Gas oder Flüssigkeit es sich handelt, das durch dieses Rohr fließt. Das können sein: Haupt und Hilfs Zudampfleitungen - Stopfbuchsen -Sperrdampf - Naßdampf - Brüdenleitung - Dampffeuerlöschleitung - Wirtschafts Zudampfleitungen - Bunkerheizung - Dampf mit abgesenktem Druck - Abdampf - Entwässerungsleitung - Haupt und Niederdruck Entwässerung - Wirtschaft Abdampf - Speisewasser - Kondensatleitungen - Frischwasser - Frischkühlwasser - Bunkerheizung - Seewasser Feuerlöschleitung - Seekühlwasser - Schmutzwasser - Lenzwasser - Ottokraftstoff - Dieselkraftstoff - Heizöl - Brenn und Kraftstoffe - Motorenöl - Turbinenöl - Dampf Maschinen Zylinderöl - Alt und Schmutzöl - Schmieröl - Steuer und Regelöl - Sauerstoff - Anblas und Ausdruck und Regel und Trimmluftleitungen - Abgas - Kühlanlage - Druckluft - von Speisewasserzellen - von Kondensatzellen - von Frischwasserzellen - Flutluftrohre von Munitionskammern - von Brenn und Kraftstoffbunkern - von Schmieröltanks - und Tauchzellen Entlüftung. Dies waren nur ein paar Beispiele der verschiedensten Rohrleitungssystheme, die ein Maschinist kennen muß.

Zweiter Einsatzgruppenversorger lief in Flensburg vom Stapel.
Er ist in seinem Element, der zweite Einsatzgruppen-Versorger der Deutschen Marine. Am 5. Januar 2001 wurde das Schiff bei der Flensburger Schiffbau Gesellschaft (FSG) auf den Namen FRANKFURT AM MAIN getauf und lief vom Stapel.
Mit ihrer Schwester BERLIN, ebenfalls bei der FSG gebaut, wird die Deutsche Marine künftig über zwei Schiffe verfügen,die einen Meilenstein auf einem Weg
darstellen, an dessen Ende eine völlig neu strukturierte Deutsche Marine stehen wird.
Rund 550 Mio. DM kostet den Bund die Beschaffung der beiden Einheiten der Klasse 702, die auf dem Helgen der FSG von Stapel liefen. Sie hatte sich gemeinsam mit der Firmengruppe Lürssen Werft GmbH & Co. (FLW) gegen schärfsten Wettbewerb durchgesetzt. Gemeinsam bildeten sie die „ARGE EGV 702". Insgesamt neun Werften hätten den lukrativen Großauftrag gerne an Land gezogen. Mit ihren rund 20.000 t Einsatzverdrängung sind die BERLIN und ihre Schwester die mit Abstand größten Einheiten der Deutschen Marine. Eine Reihe von Besonderheiten zeichnen diesen Schiffstyp aus. Eines fällt dabei auch dem schiffstechnischem Laien auf: Die EGV hätten, bei einem entsprechenden Anstrich, durchaus als Handelsschiffe „durchgehen" können.
Dass die Marine Handelsschiffbaustandards für sich zuließ, ist eine bewusste Entscheidung. Für Fred Garbe, Geschäftsführer der FSG, liegt darin vor allem die Möglichkeit begründet, Kosteneinsparungspotenzial und Synergiekräfte frei- zusetzen, wie er in seiner Festansprache anlässlich des Taufaktes in Flensburg betonte. Erfahrungen mit dem Handels-Schiff-Standard im besten Wortsinne hat die Marine bereits mit der in den 90-er Jahren abgelieferten Klasse 404 sammeln können, den so genannten Tendern (Versorgern) der ELBE-Klasse, Schiffen, die in erster Linie für die Versorgung der Bootsgeschwader der Marine vorgehalten werden.
Handeisschiffbau-Standard findet sich bei der Klasse 702 auch in einem anderen Detail: So können BERLIN und FRANKFURT AM MAIN unter anderem bis zu 84 TEU(20 Fuß-Container)transportieren. Der Laderaum wird damit flexibilisiert. Bord- eigenes Geschirr erlaubt es den Schiffen, die Container selbst aufzunehmen und abzusetzen. Für die Aufnahme von Brennstoff stehen natürlich geeignete Tanks zur Verfügung. Gleiches gilt für die Aufnahme von Frischwasser und allem, was für die Ver- und Entsorgung eines in See stehenden Verbandes benötigt wird. Eine Abweichung zum Handelsschiff-Standard stellt die Besatzungsstärke dar. Mit 139 Mann Stammbesatzung fährt heute kein vergleichbares Handelsschiff mehr zur See.Doch die Anforderungen der Marine sind eben andere, denn hier spielen natürlich militärische Erfordernisse eine Rolle. Über die Kernbesatzung hinaus kann das Schiff noch einmal knapp 100 Mann aufnehmen, etwa eine kleine, mobile Kampfein-
heit. Zu den bemerkenswerten Einrichtungen der beiden neuen Großschiffe gehört ihre hohe Sanitätskompetenz. Eine so genannte präklinische Erstversorgung ist damit möglich. In speziellen Sanitäts-Containern können bis zu 50 Verwundete untergebracht werden.
Die Geschwindigkeit ist auf eine lange Seeausdauer ausgelegt. Mit 20 Knoten sind BERLIN und FRANKFURT AM MAIN keine Renner, aber das wird von einem Versorger auch nicht verlangt. Er soll einen Verband begleiten und im entscheidenden Moment dort zur Verfügung stehen, wo die Ver- und Entsorgungsoperation von derVerbandsführung festgelegt wird. Der Antrieb des knapp 174 m langen und 24 m breiten Schiffes erfolgt über zwei 5.280 kW leistende Dieselmotoren, die im Zusammenwirken mit einer besonders günstigen Rumpfform ein sehr ökonomisches Fahren ermöglichen und damit auch zu der hohen Seeausdauer von 45 Tagen beitragen kann. Mit den beiden EGV trägt die Marine auch den wachsenden Anforderungen in der zivilen Schifffahrt nach einem hohen passiven Schutz Rechnung. So sind die beiden Versorger als Doppelhüllenschiffe gebaut worden.
Die FRANKFURT AM MAIN und die BERLIN sind integrale Bestandteile eines neuen Flottenkonzeptes. Denn sie stellen sicher,dass eine Einsatzgruppe länger auf den Meeren Flagge zeigen kann. Man spricht in diesem Zusammenhang von der
Seeausdauer. Statt heute 21 Seetage sind künftig 45 Tage möglich. Eine solche Leistungssteigerung ermöglicht völlig neue operative Perspektiven. Denn die Abhängigkeit, eine entsprechende Ver- und Entsorgung in fernen Auslandshäfen durchführen zu müssen, schwindet. Gerade in Krisengebieten und-zeiten stellt sich für jeden Marineverband die Frage, wie „sicher" bestimmte Hafenplätze sind. Wobei die Sicherheit ein durchaus dehnbarer Begriff ist.
Mit der Namensgebung schlägt die Deutsche Marine einen historischen Bogen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als die erste „Reichsflotte" entstand. „Der Name Frankfurt ist die Kurzform für Demokratie, steht für die Paulskirche in Frankfurt/Main", betonte Staatsskretär Dr. Walther Stützle, der offizielle Vertreter des Bundesverteidigungsministers aus Berlin. Tatsächlich findet sich in der Namenstradition der deutschen Marinen damit zum dritten Mal der Name „Frankfurt". So gehörte der ersten Reichsflotte ab 1849 die Radkorvette FRANKFURT an, einem mit 625 BRT vergleichsweise mickrigen Kampfschiff. Im Jahre 1915 lief unter der Flagge der Kaiserlichen Marine der Kleine Kreuzer FRANKFURT(KARLSRUHE-Klasse) von Stapel. Und jetzt der EGV FRANKFURT AM MAIN der Deutschen Marine.
Bleibt die Frage, wann der jetzt seinem Element übergebene Neubau bei der Flotte offiziell in Dienst gestellt werden kann. Ein Hinweis sucht man in der offiziellen Presseerklärung des Flottenkommandos in Glücksburg vergebens, womit sich das Dokument von der entsprechenden Erklärung anlässlich der am 30. April 1999 erfolgten Taufe des Typschiffes BERLIN unterscheidet. Darin war die Ablieferung an die Marine für den September 2000 avisiert worden. Von diesem Termin ist man inzwischen weit entfernt. Probleme mit der „internen Elektronik",
so heißt es, sorgen bei allen Beteiligten für Kopfzerbrechen. Immerhin –wer die Brücke über den Nordostsee-Kanal im Zuge der A 7 bei Rendsburg passiert, kann von oben bereits einen Blick auf die äußerlich ablieferungsfähige BERLIN werfen, die am Ausrüstungskai der Kröger-Werft liegt. Es ist davon auszugehen, dass die FRANKFURT AM MAIN Anfang kommenden Jahres in die offizielle Flottenliste aufgenommen wird.
Abgesehen von diesen Verzögerungen im Zusammenhang mit der BERLIN – Ablieferung, werden die beiden Neubauten für die Deutsche Marine einen Quantensprung darstellen - eine Marine, deren Schiffe, wie es Verteidigungs-Staatssekretär Walther Stützle in Flensburg treffend formulierte, auch immer „ein Stück des Landes darstellen, dessen Flagge sie führen". Kiel und Wilhelmshaven sollen die künftigen Heimathäfen der beiden größten Einheiten der Deutschen Marine sein.
.. .und immer eine Handbreit Wasser unter dem Sonardom aus der Taufrede von Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth „Ihre Aufgaben werden die FRANKFURT AM MAIN in internationale Gewässer und in viele Häfen führen. Und ich habe mich beim Anblick dieses funktionalen und auch außerordentlich eleganten Schiffes gerne davon überzeugt, dass wir mit ihr und den jungen, aktiven Männern und Frauen der Besatzung weitere Botschafter unseres Städtenamens begrüßen können. Sie werden die Präsenz dieses Namens Frankfurt am Main weltweit verstärken, und ich bin zuversichtlich, dass dort, wo dieser Name als weltweites Markenzeichen schon präsent ist. Ihnen eine freundschaftliche Aufnahme sicher ist... ...Wir in den Städten und Gemeinden, die wir die kommunale Politik vertreten, können unseren Dienst an den Menschen nur tun, wenn unser Land in Sicherheit und in Frieden existiert. Zusammen mit unseren Verbündeten hat
die Bundeswehr in den vergangenen Jahrzehnten in beachtlicher Weise etwas dazu geleistet. Das waren große Leistungen, außenpolitische und militärische gleichermaßen... ... Und nun taufe ich - im Namen der Stadt Frankfurt am Main - dich auf den
Namen FRANKFURT AM MAIN. Und ich wünsche der FRANKFURT AM MAIN und
ihrer Besatzung allzeit glückliche Fahrt, sichere Heimkehr und immer eine
Handbreit Wasser unter dem Sonardom."

...und zum Schluß noch ein paar Landschaftsaufnahmen aus NORWEGEN, die während der Werftprobefahrt der A 1411 BERLIN fotographiert wurden.

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